STUNG
Deutschland/USA
2015
Dt.
Erstaufführung: 29.10.2015
Regie: Benni Diez
Deutsche
Nischenprodukte scheinen ein Faible für marginalisierte Berufe zu haben. Im
Fernsehen erfreut sich, neben der üblichen Flut an Kommissaren und Ermittlern,
ein Tatortreiniger größter Beliebtheit, im Kino dürfte im deutschen Actionfilm Cascadeur – Auf der Jagd nach dem
Bernsteinzimmer zum ersten Mal ein Zapfenpflücker die Hauptrolle gespielt
haben. Der mit deutschem Geld im Speckgürtel Berlins auf Englisch produzierte
Horrorfilm Stung macht nun zwei
Caterer, jene für Partygäste eifrig im Hintergrund agierenden „guten Geister“
größerer Veranstaltungen, zu Helden. Das ist für die Diversität von
Berufsbildern im Kino schön, aber auch so ziemlich der einzig originelle
Einfall, dieser selbsternannten Horrorkomödie, die eindeutig auf die immer
wieder hierzulande auftretenden „Wespensommer“ anspielt.
Julia (Jessica
Cook) und Paul (Matt O’Leary) sind zwei Caterer, die mit Müh und Not ihre Firma
über Wasser halten. Da kommt der Auftrag, auf einem entlegenen Landsitz eine
Geburtstagsfeier zu betreuen, gerade recht. Dummerweise hat der spleenige Sohn
der Hausherrin vor kurzem ein selbstgemixtes Pestizid ausprobiert, was eine
parasitäre Wespenart zu unangenehmer Größe heranwachsen lässt. Stechen sie
Menschen, reift in kürzester Zeit in ihrem Innern eine dementsprechend
gigantische Wespe heran, die sich schnell ihren Weg nach draußen bahnt, um beim
Nestbau der Königin zu helfen. Zusammen mit einigen wenigen Überlebenden nehmen
Paul und Julia widerwillig den Kampf gegen die Rieseninsekten auf.
Was sich als
nicht ganz ernstzunehmendes Creature Feature, womöglich im Stil von Tremors – Im Land der Raketenwürmer,
anhört, entpuppt sich leider als Aneinanderreihung von Genreklischees, die von
bestenfalls mittelmäßigen Darstellern (einzig Lance Henriksen macht mit seiner
augenfälligen Null-Bock-Einstellung Spaß) ziemlich lustlos durchexerziert
werden. So ist es gar nicht die vollkommen überraschungsfreie Dramaturgie, die
sauer aufstößt, sondern der mangelnde Elan und die grotesk wirkende Schere
zwischen Bildern und Behauptungen in der Narration. Stung ist ein Opfer des internationalen Marktes. Damit sich vor
allem der US-Markt nicht mit so etwas lästigem wie Untertiteln herumschlagen
muss, wurde der Film mit englischsprachigen Darstellern besetzt. Diese agieren
nun in einer so typisch deutschen Landschaft, dass Elemente wie die Suggestion,
man befände sich doch in den USA oder die stereotype spanischsprachige
Haushaltshilfe wie Fremdkörper wirken. Stung
vertraut der Idee eines Horrorfilms diesen Kalibers, der nach dem Wespenreichen
Sommer 2015 natürlich für einige ironische Brechungen gut gewesen wäre, nicht
so sehr, als dass er ihn auch als einheimisches Produkt kennzeichnen würde. Die
Österreicher waren mit dem selbstbewussten Blutgletscher
da viel weiter. So wirkt Stung nie
wie ein organisches Ganzes, zu sehr sind – zumindest für den deutschen
Zuschauer – die Misstöne zwischen Bild- und Inhaltseben offenbar.
Wäre Stung unterhaltsam, man könnte dies
womöglich noch verzeihen. Doch auch hier macht der Film keine gute Figur, zu vorhersehbar
reiht er eine Standardsituation an die Nächste. Einzig sein sehr unökonomischer
Umgang mit den Figuren überrascht. Auf der Gartenparty werden diverse
Charaktere eingeführt, die in vergleichbaren Filmen die gängigen Muster
bedienen, nur um dann gleich beim ersten Angriff den Wespen zum Opfer zu
fallen. Spanneder wird das Ganze dadurch auch nicht und dass sich der Film
irgendwann dazu entschließt, den enervierenden Paul mehr in den Fokus zu
stellen, ist auch kein kluger Schachzug. Paul ist ein Trottel, kein
liebenswerter, wie uns das Drehbuch vorgaukeln möchte, und die Ja-oder-Nein-Beziehung,
an der sich er und Julia abarbeiten, aufgesetzt. Man werfe noch „lustige“,
vollkommen unnötige Sexualisierung ein und Stung
versagt so auch auf der emotionalen Ebene: Schaut her, der Slacker braucht doch
nur eine Ausnahmesituation, dann klappt das auch mit den Frauen.
Es ist schade
darum, wie wenig der Film seiner Location vertraut, wie wenig er auf die
gegebenen Umstände setzt, die sich vor ihm ausbreiten und er stattdessen den
Weg des geringsten, markttechnisch optimierten Widerstandes geht. So erstickt Stung eine potenzielle Einzigartigkeit
im Keim und schafft es dann auch nicht, aus dem Rest zumindest noch ein
unterhaltsames Trashfest zu machen. Riesige Killerwespen haben doch irgendwie
etwas mehr Spielfreude verdient, oder?
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