Montag, 28. Juli 2014

Terminator (1984)




TERMINATOR
(The Terminator)
USA/Großbritannien 1984
Dt. Erstaufführung: 15. März 1985
Regie: James Cameron

Sie gehört zu den beliebtesten Anekdoten der Filmgeschichte, die Sage von der Entstehung von Terminator. Die todbringende Maschine aus der Zukunft sei hinter Regisseur und Drehbuchautor James Cameron in einem Fiebertraum her gewesen und dieser kanalisierte seine Angst in der späteren Filmhandlung. Diese wies derartig unbestreitbare Parallelen zu zwei von Harlan Ellison verfassten Outer Limits-Folgen aus den 1960er Jahren auf, dass dieser gegen Cameron wegen Ideenklau ins Feld zog, was zur Folge hatte, dass Ellison nun prominent im Abspann genannt werden muss. Es wird immer viel über den Plagiatsvorwurf und den Rechtsstreit berichtet, weniger über die Prämisse hinter den Fakten. Wenn Camerons Unterbewusstsein im Fieber Bildfetzen aus einer zurückliegenden TV-Serie hervorbrachte, um diese in ein akutes Bedrohungsszenario umzuwandeln, spricht das in erster Linie für die interessanten Wege, die das Gehirn manchmal nimmt und für die Potenz hinter Ellisons Story. Dem Bild wohnt eine Dringlichkeit inne und dies spürt man auch bei Camerons Film. Ähnlich wie bei Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt mögen diverse Elemente aus anderen Quellen stammen, aber genau wie Ridley Scott macht James Cameron sie zu seinem ganz eigenen Spielplatz. Terminator ist ein rastloser Film und ein hervorragend ausgeführter noch dazu.

Im Jahr 2029 hat ein Nuklearkrieg, ausgelöst von Maschinen, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt haben, die Menschheit an den Rand der Vernichtung gebracht. Die letzten Reste kämpfen einen aussichtlos erscheinenden Kampf gegen die Aggressoren, die in jedem Menschen eine potentielle Bedrohung sehen. Als sich ein Wendepunkt zugunsten der Menschen abzeichnet, schicken die Maschinen einen Terminator (Arnold Schwarzenegger), einen kybernetischen Organismus, mithilfe einer Zeitmaschine zurück ins Jahr 1984, um dort die Mutter des zukünftigen Anführers der Rebellion zu eliminieren, noch bevor sie ihn empfangen kann. Diese Sarah Connor (Linda Hamilton) führt ein recht ereignisloses Leben, das durch die Ankunft des unzerstörbar erscheinenden Cyborgs schnell aus den Fugen gerät. Doch die menschliche Resistance der Zukunft hat einen der ihren (Michael Biehn) ebenfalls zurückgesandt, um Sarah vor dem Terminator zu schützen. Es ist nur die Frage, welcher von beiden sie früher erreicht…

Terminator, in Deutschland lange mit einem etwas schmuddeligen Image eines reinen Gewaltfilms behaftet, ist inzwischen vom Index verschwunden und auch ungekürzt ab 16 freigegeben. Das darf man ruhig auch als Schutz für den Film selbst verstehen, denn so ist er nicht nur vor einer weiteren Indexierung geschützt, sondern für Filmfreunde auch leichter zugänglich. Denn filmhistorisch relevant ist Camerons perfekt komponiertes Werk schon längst.
Nimmt man die Fieber-Fabel als Ausgangspunkt kann man nur konstatieren, dass Cameron es schafft, die unaufhaltsame Bedrohung, die aus der Prämisse erwächst, auf die Leinwand zu bringen. Terminator duldet keine Ruhepausen, selbst wenn sich der Film eine Auszeit von der Action und der lauernden Gefahr nimmt, glimmt die Atmosphäre beständig weiter, jederzeit bereit, einen neuen Flächenbrand auszulösen. Mit einer Lauflänge nur unwesentlich über 90 Minuten trabt der Film mit einem teils irrsinnigen Tempo dahin, peitscht seine Geschichte voran und lässt kaum Zeit zum Atemholen. Dabei ergeht sich Cameron gar nicht in ständigen Verfolgungsjagden oder ähnlichem, aber es ist das perfekt eingefangene Gefühl der Ausweglosigkeit, des Nicht-zur-Ruhe-kommen-dürfens, dass Terminator wie eine filmische Stampede wirken lässt.

Terminator war nach Fliegende Killer – Piranha II die zweite Regiearbeit von James Cameron und sollte die Elemente festigen, die seither immer wieder in seinen Filmen auftauchen: eine einfache, aber höchst effektive Geschichte verbunden mit Camerons Gespür für prägnante (wenn auch nicht tiefschürfende) Charakterisierung, die technisch virtuose Umsetzung bei einem nicht zu leugnenden Materialfetischismus. Cameron ist fasziniert von überlebensgroßer Technik, dies sollte er mit seiner nächsten Arbeit, Aliens – Die Rückkehr, noch mehr zelebrieren. Auch wenn man Terminator im Vergleich mit den folgenden Teilen das geringere Budget etwas ansieht, gelingt es dennoch, eine klaustrophobische Vision der Zukunft auf die Beine zu stellen, in der eben jene Technik den Menschen zu zerquetschen droht. In Zeiten von Smartphones und Tabletcomputern mag die brachiale Dystopie aus dem Jahre 1984 klobig wirken, aber die Grundidee hat nichts von ihrem Potenzial verloren. Alle nachfolgenden Phantasien zum Thema Maschinenrebellion sind zumindest in geistiger Verwandtschaft zu Camerons Vision. So sind die Effekte exzellent gealtert, selbst der künstliche Kopf Arnold Schwarzeneggers, der in der berühmt-berüchtigten Szene zum Einsatz kommt, in der der Terminator sich das beschädigte menschliche Auge herausoperiert, hat trotz seiner artifiziellen Anmutung ein hohes Potenzial für Unbehagen. Und wenn sich die Maschine am Ende, befreit vom menschlichen Fleisch, per Stop-Motion-Animation auf die Jagd begibt, gereicht diese Technik dem Eindruck von nicht-menschlicher Künstlichkeit zu aller Ehre.

Über die Paradoxien des Zeitreiseplots muss man kaum noch Worte verlieren, die innewohnenden Logiklöcher sind offensichtlich und viel diskutiert. Nimmt man die Zeitreise als reines plot device an, so offenbart sich Cameron als augenzwinkernder Kommentator gegenüber den dem Konzept innewohnenden Unstimmigkeiten. So kann Reese, der Soldat aus der Zukunft, nur allgemeine Angaben zur Funktionsweise der Maschine geben und reagiert auf technische Nachfragen pragmatisch: „Was weiß ich, ich habe das Ding nicht gebaut“.

Terminator ist ein großartiger Actionfilm, der das Genre vollends verstanden und verinnerlicht hat. Getragen von einem in sich logischen, gut konstruiertem Drehbuch und motivierten Schauspielern (wobei Schwarzeneggers deutsche Synchronstimme seiner eigentlichen Stimme immer vorzuziehen ist), bewegt sich der Film schweißtreibend voran, ist dabei dringlich und unterhaltsam, clever und spannend. Andere Regisseure mögen bessere Charakterisierungen und ausgefeiltere Storys bieten, aber Cameron sollte hier zum ersten Mal auf breiter Basis beweisen, dass er das Medium Film als solches und den Actionfilm im besonderen schlicht versteht und virtuos beherrscht.



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